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Stimmgewitter | MQ | 2003

Stimmgewitter & Hansi Lang
Metropol | 2003


Stimmgewitter für
Texta-Video "Alt" | 2004


Stimmgewitter | Oslip | 2005

Stimmgewitter | Kitsch | 2007

Stimmgewitter | Revo | 2007

Geschichte wird gemacht.
Es geht voran!

Eine Kunst beherrschen die zwei Frauen und acht Männer des 2000 gegründeten Clochard-Klangkörpers Stimmgewitter Augustin zweifelsfrei: Die Kunst des Understatements. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit grinsen sie einem die Regel des verstorbenen deutschen Dramatikers Heiner Müller entgegen: Es kann nur etwas Neues entstehen, wenn man das macht, was man nicht kann. Das Sprüchlein ist in diesem Falle zumindest halb falsch. Denn wenn die Zehn auf der Bühne stehen, tun sie genau das, was sie gut können, nämlich an die Herzen der Zuhörer zu rühren – und trotzdem entsteht immer was Neues ...

Clochard-Klangkörper? Keine sozialromantische Überzeichnung! Als der Chor – damals verwendete man eher die bescheidenere Definition „Gesangsverein“ – gegründet wurde, lebten die meisten Mitglieder auf der Straße oder in Obdachlosenasylen. Zwei davon gehörten der unter Augustin-Leuten hoch angesehehen Gattung der Insulaner an. Sie übernachteten auch den Winter hindurch auf der Donauinsel. Drei von der Stammpartie sind nicht mehr dabei. Kaum jemand im Publikum ahnte, welche Ruinen ihre Körper waren, die sie – diszipliniert wie die Wiener Sängerknaben – von Gig zu Gig auf die Bühne schleppten. Sie starben vor der Zeit an den Folgen des Straßenlebens.

Ihr Schmäh lebt weiter – in der immer neu aufgefüllten Stimmgewitter-Crew. Der Charme wirkt unwiderstehlich und basiert auf einer unverdorbenen Freude am Singen. Obwohl die Chorleiter Riki Parzer und Mario Lang den InterpretInnen des „Hardcore-Schmalz vom Stadtrand“ (Eigendefinition) in den regelmäßigen Proben einiges zum Kiefeln geben. Sie spornen die a capella-Truppe zu paradoxen Überschreitungen bisheriger kultureller Gewohnheiten an. Ein „Sandlerchor“ mit einem Toten Hosen-Hit, wo gibt´s denn das? Ohrwürmer, wie man sie aus Radio Burgenland kennt, neben den dadaistischten Wienerliedern, die derzeit in der Stadt zu hören sind, ergeben eine Bandbreite, die zurecht „Zwischen Kitsch und Revolte“ lokalisiert wird.

Diese Offenheit des Chors erlaubt Interaktionen mit Profis unterschiedlichster musikalischer Genres: Texta, Hansi Lang, Beautiful Kantine Band, Kollegium Kalksburg, ... das Netzwerk wird immer dichter. Die Sangesfreudigen vom Augustin, denen der Musikbetrieb ohne Stimmgewitter ewig verschlossen geblieben wäre, fühlen sich in diesem Netz zunehmend zugehörig, und umgekehrt werden sie von vielen Profis als Partner akzeptiert.

Die erste CD war nur eine Frage der Zeit. Eine Reihe von prominenten österreichischen KünstlerInnen wie Adi Hirschal, Wilfried, Hansi Lang, Roland Neuwirth, Tini Kainrath, Doris Windhager stellten sich für neue unplugged Arrangements zur Verfügung. Im November 2003 wurde die CD im Wiener Metropol in einem mitreißenden Konzert präsentiert. Und das Publikum war überrascht zu hören, dass die Einnahmen aus dieser Scheibe nicht den Stimmgewittrigen selbst oder dem Augustin insgesamt zugute kommen, sondern dem „Vinzidorf“, einem Obdachlosendorf am Grazer Stadtrand. Die SängerInnen, die von unten kamen, hatten das so beschlossen ...

Für ihr Video zur EP „Alt“, auf Videosendern von VIVA 2 bis King Channel und Gotv gespielt, holten sich Texta und Regisseur Paul Poet die Originale des Stimmgewitter Augustin, die bei dieser Gelegenheit ihre latenten hiphop-Neigungen entdeckten. Allerdings: So sehr „sie selbst“ wie beim deutschen Schlager und beim Wienerlied sind sie in keinem anderen Lieder-Genre. WAS sie singen, klingt daher den meisten sehr vertraut. WIE sie es aber singen, kann der beste Schreiber nicht beschreiben. (Robert Sommer, 2004)